Sonntag, 30. September 2012

"It was such a nice day"


1 ½ Tage hatten wir keinen Strom. Klar bedeutet dass keinerlei Stromquelle für irgendwelche elektronischen Geräte, das es aber außerdem: Kein Licht, kein warmes Wasser, kein funktionsfähiger Kühlschrank und Kühltruhe heißt, wurde mir dann erst so richtig gegenwärtig. Hier in Ruanda kauft man Stromguthaben und wenn das Guthaben dann verbraucht ist, gibt es auch keinen Strom mehr bis man neues Guthaben gekauft hat. Unser Guthaben war dann leider eben für 1 ½ Tage leer, aber auch mit Kerzen kommt man sehr gut zurecht wie ich festgestellt habe. Die Tage fliegen an mir vorbei, jetzt bin ich schon fast einen Monat hier. Zwischen der für mich mittlerweile schon routinemäßigen Schulwoche war aber letzten Dienstag ein besonderes Ereignis. Da Mirkas Mutter und ihre Schwester gerade für 10 Tage zu Besuch sind, durften wir einige der Touri-Attraktionen mitmachen.  Vergangenen Dienstag am 18.09.12 führen wir also in den Akagera Nationalpark auf eine 6stündige Safari. 
 
Bis zum Akagera Park waren es aber nochmal 2 Stunden Busfahrt. Nach europäischer Pünktlichkeit standen wir um 6:30 Uhr an dem verabredeten Warteplatz wo wir abgeholt werden sollten, abgeholt wurden wir dann aber, nach afrikanischer Pünktlichkeit, erst um 9 Uhr. Folgendes stellten wir dazu fest: Question „ So there must really be a problem because we are still waiting!?“ Answer: „We are in Africa, that´s the problem.“ :-D





Wir fuhren dann mit einer Gruppe von 4 italienischen Mädchen, die auch um die 18-19 Jahre alt waren und ihren 3 Betreuern, Mirka, ihrer Mutter und Schwester und unserem Fahrer zusammen in einem der typischen afrikanischen VW-Kleinbusse den wir geliehen hatten los.




Da die Regenzeit hier momentan erst begonnen hat, regnet es noch nicht täglich und dann auch nur 1-2 Stunden. Als wir jedoch im Park ankamen begann es erst mal richtig stark zu regnen. Unsere Autobatterie war dann leer und der Kleinbus stecke im Schlamm fest. Der Regen dauerte jedoch nicht lange und die Autobatterie war innerhalb von 5 Minuten gewechselt. Danach stiegen 5 von unserer Gruppe aus und schoben den Kleinbus ein Stück den Berg zurück runter und weiter ging die Safari. Die „Wege“ im Park waren ein einziges Schlaglöcherfeld was der Regen noch verstärkte und so wurden wir die ganzen 6 Stunden unangenehm durchgeschüttelt, da unser Fahrer auch keinerlei Verständnis für langsames Fahren zu haben schien.  Wenn ab und zu ein besonders tiefes Schlagloch unter die Räder des Kleinbusses geriet, wurden wir alle hoch aus unseren Sitzen geworfen und uns die Luft unangenehm aus den Lungen gepresst. Angeschnallt wird sich generell nicht. In den Bussen gibt es auch außer für die Fahrer keine Anschnallgurte. Ausnahme ist, wenn Polizei am Straßenrand steht und kontrolliert. Die Fahrer  warnen sich gegenseitig mit Lichthupe vor den Polizeikontrollen und so werden vom Fahrer und manchmal auch Beifahrer doch schnell die Anschnallgurte angelegt, weil man sonst automatisch Strafe zahlen muss. Desöfteren fahren Menschen jedoch auch auf den Ladeflächen der Autos mit. Das scheint jedoch erlaubt zu sein. Toyota ist die vorherrschende Marke. 

 
Ob das jetzt gerade Schleichwerbung war!?

Nachdem der Regen vorbei war kamen dann auch die Tiere: verschiedene Arten von Antilopen, Zebras, viele kunterbunte Vögel, Büffel, Affen, Warzenschweine und Giraffen die sich majestätisch durch die Steppe des Nationalparks bewegten. 







Das Beste schlecht hin waren jedoch die Nilpferde. Wir fuhren gerade am Ufer eines der Seen des Parks vorbei, als ganz nahe am Ufer 5 Köpfe aus dem Wasser ragten.





Die ganze Gruppe stieg aus dem Auto und stand wie blöd fotografierend keine 10 Meter von den Nilpferden entfernt, die träge im Wasser schnauften. Das war ein echtes Hollywoodfilmerlebnis. Wir fuhren weiter und trafen später nochmal an eine Gruppe von 9 Nilpferden wo zwischen den großen Köpfen auch kleine Babynilpferde aus dem Wasser lugten.  Die Elefanten und Krokodile des Parks hielten sich jedoch leider vor uns verborgen aber trotzallem war es echt „such a nice day“ wie Mirka zu sagen pflegt :D! 

Am Freitag kamen Mirkas Mutter und ihre Schwester dann zu uns in die Schule und alle Kinder versammelten sich draußen und sangen und tanzen für sie, um die „Visitors“ willkommen zu heißen. Auch die Lehrer tanzten mit Mirkas Familie zusammen und selbst unser Schulhausmeister Martin legte ein beeindruckendes Tänzchen hin.


 
Später  an diesem Tag gegen Abend wurden wir alle ganz aufgeregt zum Health Center gerufen, wo vor ein paar Stunden erst ein Baby geboren wurde. Wir durften das 3 Stunden alte Baby dann halten und ich war wirklich überwältigt dass uns Fremden einfach das Baby in den Arm gelegt wurde. Selbst die Mutter lernten wir nicht kennen, da sie noch im Geburtszimmer lag. Das Baby ist ein Mädchen, hat aber noch keinen Namen da den Babys hier in Ruanda der Name erst nach einer Woche gegeben wird. Namen für das Baby werden aber wie in Deutschland trotzdem schon vor der Geburt überlegt.



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