Mittwoch, 2. Januar 2013

Der Straßenjunge Patrick

Unsere erste Begegnung mit Patrick war schon an unserem ersten Samstag hier in Ruanda. Wir waren mit Mirka in der Nähe des Marktes von Masaka unterwegs und ich erinnere mich, dass Patrick in seiner viel zu großen schmutzigen Trainingsjacke mir irgendwie suspekt war. Mirka kannte ihn und fragte ihn ob er hungrig sei. Er bejahte und sie kaufte ihm einen Amandazi (ruandischer Donut). Uns schien es nicht richtig als „reiche Weiße“ den Kindern Süßigkeiten zu schenken. Nach und nach erfuhren wir dann seine Geschichte: Patrick ist ungefähr 11 Jahre alt und ging früher in die Saint Vincent Pallotti Nursery School Masaka bis seine Eltern sich trennten. Seine Mutter verließ die Familie und Patrick blieb mit seinen Geschwistern bei seinem Vater.  Die Mutter fehlte ihm jedoch sehr, weswegen Patrick immer öfter nicht mehr nach Hause kam und dann schließlich mit anderen Kindern auf den Straßen Masakas lebte.  Wenn er hungrig war, kam er jedoch oft zur Schule um Mirka nach Essen zu fragen, was sie oft mit den Worten gewährte „Wer weiß wie er sich sonst Essen besorgt“. Irgendwie wurde Patrick somit fester Bestandteil unseres Schulalltags.

Manchmal, wenn wir abends mit Freunden durch Masaka gingen, folgte er uns den ganzen Weg unbemerkt wie ein Schatten bis er dann plötzlich wie aus dem Nichts auftauchte.
Als wir an einem Wochenende zu einer Bachelordiplomverleihung eingeladen waren, lernten wir dort Joseph kennen, der beruflich mit Straßenkindern und Jugendstraftätern in Kigali zu tun hat. Mirka erzählte ihm von Patrick und organisierte ein Treffen zwischen Joseph und Patrick. Bei dem Treffen lernten sich die beiden kennen, Joseph wollte den Grund erfahren warum Patrick sich entschieden hatte auf der Straße zu leben und welche Wünsche und Ziele er für sein weiteres Leben hatte. Außerdem prüfte er Patricks schulische Kenntnisse und erzählte ihm dann von seiner Arbeit. Joseph machte ihm das Angebot bei ihm im Straßenkinderheim zu wohnen und dort wieder zur Schule zu gehen. Er drängte Patrick zu nichts und sagte ihm wenn er sich entschieden habe, könne er jeder Zeit Mirka bescheid sagen, die ihn dann kontaktieren würde.

Nur wenige Tage nachdem Patrick sich für das Angebot entschieden hatte, kamen Mitarbeiter von Joseph nach Masaka und holten Patrick und seine ganzen Sachen (einen Rucksack voll) ab. Mirka begleitete ihn dabei. Zuerst war es ungewohnt, dass Patrick nun nicht mehr jeden Tag an der Schule vorbeikam, aber wir alle wünschten uns für ihn ja nur das Beste für seine Zukunft.  Die letzte Hürde war nun noch Patricks Vater zu erklären, wovon er vorher nichts gewusst hatte. Er war jedoch sehr froh über diese Nachricht, was wir nicht erwartet hätten und würde Patrick nach seiner Eingewöhnungsphase auch besuchen dürfen. Von Joseph haben wir erfahren, dass Patrick sich mittlerweile gut eingefunden hat und auch gerne zur Schule geht. Wir hoffen für ihn, dass sich sein Leben nun wirklich bessert und er sich nicht wieder für die Straße entscheidet.

 

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