Unsere erste Begegnung mit Patrick war schon an unserem
ersten Samstag hier in Ruanda. Wir waren mit Mirka in der Nähe des Marktes von
Masaka unterwegs und ich erinnere mich, dass Patrick in seiner viel zu großen
schmutzigen Trainingsjacke mir irgendwie suspekt war. Mirka kannte ihn und
fragte ihn ob er hungrig sei. Er bejahte und sie kaufte ihm einen Amandazi
(ruandischer Donut). Uns schien es nicht richtig als „reiche Weiße“ den Kindern
Süßigkeiten zu schenken. Nach und nach erfuhren wir dann seine Geschichte:
Patrick ist ungefähr 11 Jahre alt und ging früher in die Saint Vincent Pallotti
Nursery School Masaka bis seine Eltern sich trennten. Seine Mutter verließ die
Familie und Patrick blieb mit seinen Geschwistern bei seinem Vater. Die Mutter fehlte ihm jedoch sehr, weswegen
Patrick immer öfter nicht mehr nach Hause kam und dann schließlich mit anderen
Kindern auf den Straßen Masakas lebte.
Wenn er hungrig war, kam er jedoch oft zur Schule um Mirka nach Essen zu
fragen, was sie oft mit den Worten gewährte „Wer weiß wie er sich sonst Essen
besorgt“. Irgendwie wurde Patrick somit fester Bestandteil unseres
Schulalltags.
Manchmal, wenn wir abends mit Freunden durch Masaka gingen,
folgte er uns den ganzen Weg unbemerkt wie ein Schatten bis er dann plötzlich
wie aus dem Nichts auftauchte.
Als wir an einem Wochenende zu einer
Bachelordiplomverleihung eingeladen waren, lernten wir dort Joseph kennen, der
beruflich mit Straßenkindern und Jugendstraftätern in Kigali zu tun hat. Mirka
erzählte ihm von Patrick und organisierte ein Treffen zwischen Joseph und
Patrick. Bei dem Treffen lernten sich die beiden kennen, Joseph wollte den
Grund erfahren warum Patrick sich entschieden hatte auf der Straße zu leben und
welche Wünsche und Ziele er für sein weiteres Leben hatte. Außerdem prüfte er
Patricks schulische Kenntnisse und erzählte ihm dann von seiner Arbeit. Joseph
machte ihm das Angebot bei ihm im Straßenkinderheim zu wohnen und dort wieder
zur Schule zu gehen. Er drängte Patrick zu nichts und sagte ihm wenn er sich
entschieden habe, könne er jeder Zeit Mirka bescheid sagen, die ihn dann
kontaktieren würde.
Nur wenige Tage nachdem Patrick sich für das Angebot
entschieden hatte, kamen Mitarbeiter von Joseph nach Masaka und holten Patrick
und seine ganzen Sachen (einen Rucksack voll) ab. Mirka begleitete ihn dabei.
Zuerst war es ungewohnt, dass Patrick nun nicht mehr jeden Tag an der Schule
vorbeikam, aber wir alle wünschten uns für ihn ja nur das Beste für seine
Zukunft. Die letzte Hürde war nun noch
Patricks Vater zu erklären, wovon er vorher nichts gewusst hatte. Er war jedoch
sehr froh über diese Nachricht, was wir nicht erwartet hätten und würde Patrick
nach seiner Eingewöhnungsphase auch besuchen dürfen. Von Joseph haben wir
erfahren, dass Patrick sich mittlerweile gut eingefunden hat und auch gerne zur
Schule geht. Wir hoffen für ihn, dass sich sein Leben nun wirklich bessert und
er sich nicht wieder für die Straße entscheidet.
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