Sonntag, 26. Mai 2013

PASIKA NZIZA – Frohe Ostern



Am Morgen des Ostersonntags helfe ich zusammen mit Sr. Cécile bei der Dekoration der Pfarreiskirche Masaka´s. Eilika ist über Ostern mit der slowakischen Freiwilligen Emilia nach Kibeho gefahren. Emilia half in meiner Klasse aus solange ich das Praktikum in Bigugu gemacht habe, ihre eigentliche Einsatzstelle ist aber das Anti-Unterernährungsprogramm in Kibeho und so begleitete Eilika sie dorthin und blieb über Ostern.
Die Mitternachts-Ostermesse besuchen wir dann aber im Nachbardorf Kabuga nicht in der Pfarreiskirche Masaka´s. Um 19 Uhr fahren wir alle, samt unserem Fahrer nach Kabuga. Es regnet in Strömen. Meine allererste Ostermesse beginnt draußen im Regen vor der Kirche. Die Kapuze meiner Regenjacke, die Gedrängtheit der Leute und die Dunkelheit lassen mich für einen Moment verschwinden. Unsichtbar stehe ich bei allen Anderen und niemand schenkt mir besondere Aufmerksamkeit, nach einer scheinbaren Ewigkeit genieße ich diesen Moment des Nicht-Auffallens sehr. Das Osterfeuer kommt Dank Spiritus dann trotz des Regens doch noch in Gang und feierlich entzündet der Priester die Osterkerze. Ich mache ein Foto und weiß, dass es damit mit meiner Unsichtbarkeit vorbei ist. Am Kircheneingang entzünden ein paar Leute ihre mitgebrachten Kerzen an der Osterkerze und so wird das Licht weitergereicht und in dem Moment werde ich wie alle Anderen behandelt und so ziehen wir gemeinsam in die Kirche ein. Das Licht kommt in die Welt. Jesus ersteht auf. Licht tritt in die Dunkelheit und breitet sich aus.
Die Ostermesse geht fast ganze 4 Stunden und wie an Weihnachten gibt es zwei Übertretungen zum Katholizismus und an die 50 Taufen. Sr. Cécile übersetzt mir manche Steile der Predigt. Um die Neonröhren an der Decke fliegen tausende libellenartige Insekten, was mich unweigerlich an „Harry Potter und der Stein der Weisen“ denken lässt, wo es eine Szene gibt in der Harry auf einem Besen durch einen Raum voller geflügelter Schlüssel fliegt und den richtigen Schlüssel fangen muss. Diese Insekten sehen genauso aus wie die geflügelten Schlüssel…
Von Harry Potter handelt die Predigt des Priesters dann aber eher weniger. Er ist der Meinung die Insekten würden sich mit uns freuen und uns deswegen Gesellschaft leisten… Am Ende der Messe sind fast alle dieser Insekten ermüdet von der Decke gefallen, aus ist es mit der Freude? Ich muss sagen dass ich meinen Harry Potter Vergleich da etwas kreativer fand.
Wieder Zuhause gibt es dann sogar mit Edding bemalte Ostereier, PASIKA NZIZA euch allen! 





Besuch des Health Centers im Kiziba Camp Kibuye



Da Katka und Jirka Bekanntschaft mit dem äthiopische Arzt und Leiter des Health Centers im Kiziba Refugee Camp Kibuye gemacht haben, ergab sich für uns alle die Möglichkeit das Health Center und einen kleinen Teil des Flüchtlingslagers zu besuchen.  Die über 18.000 kongolesischen Flüchtlinge flüchteten vor 16 Jahren aus der DR Kongo. Wir besichtigten das Health Center welches sogar einen Psychiater beschäftigt, der für die seelische Gesundheit der Patienten sorgt. Ein Anti-Unterernährungsprogramm gibt es auch im Zuge dessen auch ein Hasenzuchtprogramm läuft.





Back to Bigugu



Am 13.03.13 geht es für mich wieder auf nach Bigugu. Ein zweiwöchiges Praktikum im „Health Post of st. Clementine Anuarite, Bigugu“ erwartet mich. Nach 7 Monaten bin ich das erste Mal wieder für eine längere Zeit alleine.



3 Stunden Busfahrt mit Musik. Wir fahren. Wir halten. Leute steigen aus und ein, kaufen und verkaufen Dinge durch die Busfenster. Die lilanen Erdnüsse kostet 100Ruandafranc das kleine Tütchen, man kriegt aber auch Brot und Amadazis angeboten (faustgroße, süße, trockene Gebäckstücke die Donut- ähnlich schmecken). Eine Frau rechts von mir verträgt das Busfahren wohl nicht, sie hat ihren Kopf auf den Knien, ein Tuch über den Kopf geworfen. Ein Mann links vor mir übergibt sich geräuschvoll während der Fahrt aus dem Fenster. Ich sehe das Erbrochene draußen an der Fensterscheibe wo ich sitze vorbeifliegen, nur um dann wieder in das Fenster der Reihe hinter mir in den Bus zurückzukehren. Wir fahren Hügel hoch und wieder runter, durch Gitarama weiter nach Rubengera bis nach Kibuye. Von dort nehme ich ein Mototaxi für 3000 RWF. Nach einer Stunde auf dem Motositz schmerzt mein Hintern doch  aber der Ausblick über den Kivu-See entschädigt so etwas mit Leichtigkeit.

Angekommen. Jirka hat frisches Schweinefleisch auftreiben können und so gibt es abends erst mal Schnitzel. Schönes Highlight!
Ein weiteres Highlight folgt nach dem Abendessen. Heute sind die Wahlen des neuen Papstes vorbei. Sehnsüchtig erwarteter weißer Rauch steigt auf. Hier in Ruanda erwarten viele dass der neue Papst afrikanischer Herkunft ist. Gespannt wartet die Welt, auch wir vor dem Computer, obwohl die Internetverbindung für die Liveverbindung bei uns nicht ausreicht. Und schließlich tritt Papst Franziskus in die Weltöffentlichkeit.
Katka und Jirka
Die Wasserversorgung hier in den Bergen läuft über die großen Regentanks die draußen um das Health Post stehen. Das Regenwasser kommt dann im Haus aus der Leitung, es reicht immer für Duschen, Toilettenspühlung und Abwasch. Trinkwasser bringen Jirka und Katka jedes Wochenende von dem Haus am See mit, wo sie meistens die Wochenenden verbringen. Die slowakische Ärztin Katka ist hauptzuständig für die  Patientenberatung, während Jirka eher für die praktische Patientenbetreuung zuständig ist. Sprich: Wundversorgung, Verbandwechsel und kleinere Eingriffe.
Jirka



In den zwei Wochen habe ich viel mit Jirka zusammengearbeitet, er hat mir vieles erklärt, gezeigt und beigebracht. Wundsäuberung und Verbandwechsel, aber auch das Nähen von Wunden und das assistieren in kleineren Operationen. 
Der Tag beginnt um 7:30 Uhr mit einem allgemeinen Meeting. Es wird besprochen welche Aufgaben heute anliegen. Danach geht die Arbeit für mich so lange bis alle Patienten die zum Verbandwechsel kommen oder bei Notfall, versorgt wurden.  Um 16:30 schließt das Health Post dann offiziell, kommt jedoch ein Notfallpatient wird eine Ausnahme gemacht und sei es auch wenn man nachts um 2 Uhr wach wird, weil ein Notfallpatient an dein Schlafzimmerfenster hämmert.
während einer Beschneidung
Die häufigste kleine Operation hier in Bigugu ist die männliche Beschneidung. (weibliche Beschneidung existiert in Ruanda überhaupt gar nicht!!) Nach vorherigem Zugucken durfte ich Jirka dabei dann assistieren. Die Männer waren alle ungefähr in meinem Alter von 17-20 circa.
Jirka und ich
Wundsäuberung










beim Zunähen meiner ersten Wunde







Fotos verschiedener medizinischer Fälle:

Nach einem Kaiserschnitt


verletzte Vene, Blutung nach Sturz



Infektion nach Kaiserschnitt






Kopfverletzung durch Schläge vom Ehemann





Schwangerschaftskontrolle



HIV - Schnelltest






Neugeborenes in einer Toilette mit Steinen begraben aufgefunden



























Rund um Bigugu:


In Afrika sind wir im weißen Kittel alle Ärzte ;-): Robert aus der Slowakei und Weltreisender Scott aus den USA (v.l.)


Mein Abschiedsessen im Restaurant mit Katka, Robert und Jirka

Broushettes


traditioneller Krankenwagen